Ein Überblick: Das Übereinkommen von Paris 10 Jahre später

Der Ursprung des Übereinkommens von Paris

Seit über 30 Jahren verhandeln die Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention auf Weltklimakonferenzen (COP) über globale Klimastrategien. Das Pariser Abkommen ist das erste Abkommen, das weltweit nahezu alle Staaten einbindet, Industrie- und Entwicklungsländer gleichermaßen. Jedes Land legt eigene Klimaschutzbeiträge fest – die Nationally Determined Contributions (NDCs) – um die globalen Emissionen zu senken. Wie sich im politischen Ringen der vergangenen Jahre immer wieder gezeigt hat und wie auch das Umweltbundesamt aktuell berichtet, bleibt die Umsetzung nach wie vor eine Herausforderung.

6 essentielle Fakten zum Pariser Klimaabkommen

1. Ein globaler Ansatz: Nahezu alle Länder sind beteiligt

Das Abkommen verpflichtet Industrie- und Entwicklungsländer, ihre Treibhausgase zu reduzieren – ein klarer Auftrag: Klimaschutz betrifft alle. Gleichzeitig beachten die NDCs die unterschiedlichen Kapazitäten und Verantwortung der Länder. So stellt das Abkommen unter anderem sicher, dass Industrieländer Entwicklungsländer mit Know How und Finanzmitteln unterstützen. Direkte Sanktionen bei Zielverfehlung gibt es nicht, aber der regelmäßige Überprüfungsmechanismus („Global Stocktake“) sorgt für Transparenz.

2. Fossile Brennstoffe müssen dringend weiter reduziert werden

Die Abkehr von Kohle, Öl und Gas ist beschlossen, doch die Umsetzung verläuft langsam. Parallel sollen erneuerbare Energien bis 2030 verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden. Ohne konsequente Maßnahmen bleibt die Abhängigkeit von fossilen Energien hoch.

EU-weit werden Emissionen aus Industrie, Verkehr und Gebäuden reduziert, fossile Brennstoffe sukzessive ersetzt, und die CO2-Bepreisung durch den Emissionshandel (von uns erklärt in diesem Blogartikel) schafft Anreize für saubere Technologien. Genau hier setzten wir übrigens mit ForTomorrow an, mehr dazu liest du am Ende des Artikels. Elektroautos, alternative Antriebe und internationale Regelungen wie der CO2-Grenzausgleich (CBAM) (da gibts auch einen Blogartikel von uns) unterstützen die Umsetzung der Ziele.

Mehr Details den Hauptmechanismen
EU-Emissionshandel (EU ETS)

Reguliert seit 2005 die CO2-Emissionen der Industrie. Alle großen CO2-Emittenten benötigen für ihren CO2 Ausstoß Emissionsrechte. Eine Tonne CO2 entspricht dabei einem Emissionsrecht. Wer weniger ausstößt, kann überschüssige Rechte verkaufen; wer mehr emittiert, muss zusätzliche Rechte kaufen. So werden wirtschaftliche Anreize für saubere Technologien geschaffen und die Gesamtemissionen gesteuert. Ausführlicher erklärt kannst du das System in einem unserer oben verlinkten Blogartikel “Was ist der EU-Emissionshandel?” nachlesen.

ETS 2

Soll künftig Gebäude und Straßenverkehr einbeziehen. Ursprünglich für 2027 geplant, der Start wurde auf 2028 verschoben. Preissignale sollen Investitionen in klimafreundliche Technologien fördern.

Verbrenner-Aus & Elektromobilität

Ab 2035 sollen keine neuen Pkw mit CO2-Emissionen mehr zugelassen werden. Der Ausbau der Elektromobilität hilft, die Ziele des Pariser Abkommens im Verkehrssektor zu erreichen. Die Regelung wird aktuell noch diskutiert.

Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM)

CO2-Grenzausgleich für importierte Produkte, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und globale Emissionen zu reduzieren. Es soll verhindern, dass Unternehmen ihre Produktion in Länder mit schwachen Klimaregeln auslagern. CBAM gilt für besonders emissionsintensive Grundstoffe wie z.B. Eisen, Stahl, Aluminium. Wer weniger als 50 Tonnen CBAM-relevanter Roh- und Grundstoffe pro Jahr importiert ist befreit. Im oben verlinkten Blogartikel “CBAM: Was ist der Carbon Border Adjustment Mechanism?” liest du die Details.

3. Die globale Erwärmung ist noch nicht gestoppt

Trotz verbesserter NDCs steuert die Welt aktuell auf 2,3–2,5 °C Erwärmung bis 2100 zu. Der UNEP Emissions Gap Report 2025 zeigt, dass die vereinbarten Ziele noch nicht ausreichen, um unterhalb der 1,5‑Grad Grenze des Pariser Abkommens zu bleiben.

Deutschland im Klimacheck

Deutschland hat bereits Maßnahmen umgesetzt – Ausbau erneuerbarer Energien, Energieeffizienzförderung, Kohleausstieg – um die Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen zu erfüllen. Analysen des Umweltbundesamt zeigen jedoch, dass zusätzliche Anstrengungen nötig sind, um die Ziele für 2030 zu erreichen. Die aktuellen Projektionen des UBA für 2030 bestätigen, dass die Klimaziele sonst verfehlt würden.

Grafik aus Projektion des UBA 2025: Für Deutschland besteht eine deutliche Lücke zwischen den tatsächlichen ESR-Emissionen und den gesetzten Zielen.
Grafik aus Projektion des UBA 2025: Für Deutschland besteht eine deutliche Lücke zwischen den tatsächlichen ESR-Emissionen und den gesetzten Zielen.Bild: Umweltbundesamt.

ESR (Effort Sharing Regulation): Legt fest, wie Deutschland seine Treibhausgas-Emissionen in Sektoren außerhalb des EU-Emissionshandels – z. B. Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft – zwischen 2021 und 2030 reduzieren muss. Die Grafik zeigt diese ESR-Emissionen sowie die verbleibende Lücke zu den gesetzten Zielen.

4. Die Klimafinanzierung bleibt unzureichend

Das Pariser Abkommen sieht vor, das Industrie- und Schwellenländer ärmere Staaten unterstützen, damit Klimaschutz weltweit umgesetzt werden kann. Wie das Umweltbundesamt berichtet, wurde das alte Ziel von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr erst 2022 das erste Mal erreicht. Für die Zeit ab 2035 ist ein neues Ziel von 300 Milliarden US-Dollar jährlich vereinbart. Einige Details zur Realisierung der Finanzierung fehlen jedoch noch, was laut dem Europäischen Rat die Umsetzung der Abkommensziele erschwert.

5. Kooperation und geteiltes Wissen fördert Fortschritte

Das Abkommen fördert Kapazitätsaufbau, Messung von Emissionen und Bildungsprogramme. Diese Elemente sind zentrale Voraussetzungen für die Umsetzung der NDCs. Neue Klimaclubs und Allianzen ermöglichen zudem Kooperationen zu Themen wie Energie oder Methan-Reduktion; internationale Plattformen wie das Climate Club-Konzept zeigen, wie Staaten hier zusammenarbeiten. Soziale Fragen, z. B. Gendergerechtigkeit und die Stärkung indigener Völker, werden in UN-Berichten zunehmend als wichtige Elemente einer gerechten Klimapolitik hervorgehoben. Denn Klimamaßnahmen können nur dann wirksam und dauerhaft sein, wenn sie alle Bevölkerungsgruppen einbeziehen. Gerade marginalisierte Gruppen tragen oft die schwersten Folgen der Erderwärmung – und ihre Perspektiven sind entscheidend für faire und tragfähige Lösungen.

Eine der größten Errungenschaften des Pariser Abkommens ist ganz grundlegend, dass über 190 Staaten überhaupt eigene Klimabeiträge (NDCs) festgelegt haben. Die meisten der Staaten haben seitdem ihre Systeme zur Messung, Berichterstattung und Überprüfung von Treibhausgas‑Emissionen (MRV) deutlich verbessert – insbesondere durch den neuen, verpflichtenden Transparenzrahmen unter der Aufsicht vom UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change des Abkommens, der standardisierte Berichterstattung und Qualitätsverbesserungen verlangt.

Was ganz konkret bereits erreicht wurde*:
Ausbau erneuerbarer Energien
  1. Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von ~23 % (2015) auf ~32 % (2024) gestiegen. 2. Wind- und Solarkapazität mehr als verdoppelt weltweit.
Elektromobilität & Verkehr
  1. Weltweiter Bestand an Elektrofahrzeugen von ~1,2 Mio. auf >40 Mio. (2023) gestiegen. 2. Der Umstieg von Verbrennern auf Elektroautos vermeidet weltweit schon heute viele Millionen Tonnen CO2 jährlich.

6. Die 1,5-Grad Grenze ist entscheidend

Die 1,5-Grad Grenze ist der kritische Schwellenwert: Ab 1,5 °C steigen die Risiken für extreme Wetterereignisse, Meeresspiegelanstieg und den Zusammenbruch von Ökosystemen drastisch. Bei 2 °C oder mehr drohen Hitzewellen, Überschwemmungen, Ernteeinbußen und steigende Konfliktrisiken. Das Ziel stammt direkt aus dem Pariser Abkommen, das diese Begrenzung als Leitlinie vorgibt.

Mehr Hintergrund, Zahlen und anschauliche Szenarien findest du in unserem Blogartikel Was ist das 1,5-Grad-Ziel? Darin wird dir unter anderem erklärt, warum 1850 als Referenzjahr dient und was es zur Folge hätte, wenn wir das Ziel überschreiten.

(*Quellen: UN Energy Transition Report 2025, Global EV Outlook 2024/2025)