Donut-Ökonomie: Über planetäre und soziale Grenzen

Das Donut-Modell als Grafik. Die runde Teigmasse des Donut beschreibt die habitable Zone. Sie wird eingefasst von der ökologischen Decke als äußere Grenze und dem gesellschaftlichen Fundament als innere Grenze.

Zugegeben, der Donut als ungesundes und überzuckertes Nahrungsmittel ist eigentlich ein denkbar schlechtes Bild für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem. Aber es bleibt in den Köpfen der Menschen hängen. Und darauf kam es der Erfinderin, der Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth, an, als sie das Modell 2012 präsentierte.

Ein Kompass für Wohlstand im Gleichgewicht

Der Teigring des Donuts im Modell steht für die habitable Zone. Wenn wir unsere planetaren Grenzen überschreiten (psst: Das tun wir bereits), rücken wir im übertragenen Sinne näher an die Sonne heran. Es wird zu heiß. Das zeigt sich in schmelzenden Polen, ansteigenden Meeresspiegel, Unwetter und Bränden und vielem mehr. Die sozialen Grenzen wiederum dürfen nicht unterschritten werden, das führt zu sozialer Kälte. Hier geht es um Bildung, Nahrung, Zugang zum Gesundheitssystem, Gleichstellung der Geschlechter und und und.

Der Teigring des Donut definiert den Handlungsrahmen, in dem wir uns bewegen sollten, wenn wir eine gesunde und gerechte Erde wollen. Einen Rahmen, in dem wir das Überschreiten der planetaren Grenzen zurückfahren. Und gleichzeitig die Menschen aus dem Luftloch in der Mitte des Donut hineinhelfen in den sicheren und gerechten Raum der Menschheit.

Höher, schneller, weiter - das Problem mit dem ewigen Wachstum

Das wirtschaftliche Wachstum, wie wir es kennen, hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt sind: im Krisenmodus. Ganz einfach, weil unsere Ressourcen beschränkt sind und die Erde eben klimatische Grenzen hat. Ich könnte jetzt auch noch stundenlang über den Zusammenhang von Kolonialismus, Bodenschätzen und Ausbeutung schwadronieren, aber das würde zu weit führen.

Das Donut-Modell schlägt vor, wirtschaftliche Kennzahlen durch ökologische und soziale Kennzahlen zu ersetzen. Die Messung, bzw. Berechnung der habitablen Zone erfolgt anhand von neun Dimensionen der ökologischen Decke und zwölf Dimensionen des sozialen Fundaments.

Die neun Dimensionen der ökologischen Decke:

  1. Klimawandel
  2. Versäuerung der Meere
  3. Chemische Umweltverschmutzung
  4. Stickstoff- und Phosphat-Belastung
  5. Süßwasserverknappung
  6. Flächenumwandlung
  7. Verlust der Artenvielfalt
  8. Luftverschmutzung
  9. Rückgang der Ozonschicht

Die zwölf Dimensionen des sozialen Fundaments:

  1. Wasser
  2. Nahrung
  3. Gesundheit
  4. Bildung
  5. Einkommen & Arbeit
  6. Frieden & Gerechtigkeit
  7. Politische Teilhabe
  8. Soziale Gerechtigkeit
  9. Gleichstellung
  10. Wohnen
  11. Netzwerke
  12. Energie

Wachstum würde demnach das Wachstum des Wohlergehens der Menschen beschreiben. Revolutionärer Gedanke? Unfassbar gar? Genau darin liegt das Problem. Wir haben das Mantra des ständigen Wachstums im Außen so verinnerlicht, dass die Schau nach innen vielleicht etwas zu kurz gekommen ist. Umdenken beginnt im Kopf und es braucht Mut dazu.

Amsterdam: Vom Erfinder des Kapitalismus zum Donut-Pionier

Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet Amsterdam zum Vorreiter der Donut-Öknomie wurde. Bemerkenswert, weil es eine konsequente Weiterentwicklung ist. 1602 wurde dort die ‘Verenigde Oostindische Compagnie’ gegründet, die Niederländische Ostindien-Kompanie. Es war die Keimzelle des Kapitalismus. Knapp 400 Jahre später, im Jahr 2020, hat die Region Amsterdam ein mit Kate Haworth ausgearbeitetes Konzept gestartet. Einige Bestandteile davon sind

  • Verringerung des CO2-Ausstoßes
  • Sicherung der Grundbedürfnisse
  • Schonung der Ressourcen
  • Umstellung auf Sonnen- und Windenergie

Spätestens jetzt wird klar, warum wir bei For Tomorrow große Fans des Modells und der Region Amsterdam sind: Wir spielen im selben Team. Unser Ansatz ist es, EU-Emissionsrechte aufzukaufen und dann stillzulegen. Wenn auch du mithelfen möchtest, die Erde in der habitablen Zone zu halten, dann kannst du das hier tun.