Wie kann ich mich noch für das Klima engagieren?

Ich bin mir sicher, viele Leser_innen dieses Blogartikels haben im Alltag bereits bewusst Maßnahmen ergriffen, die weniger Narben auf unserem Planeten hinterlassen sollen, als es der durchschnittliche Lebensstil in Deutschland bzw. Europa tut. Sei es Ökostrom, Konsumreduktion, Demeter- oder Bio-Lebensmittel, Stadtbäume gießen, Mobilität mit Verbrennerauto überdenken oder Solarmodule anschaffen; die Möglichkeiten sind vielfältig.

Ich habe nun mit 38 Jahren die Hälfte meines Lebens jedes Jahr aufs Neue weitere Bereiche meiner Lebensführung hinterfragt und fühle mich – entgegen der Darstellung einiger Parteien und auch Medien – nicht meiner Freiheit beraubt, sondern empfinde vielmehr mit jeder bewussten Veränderung meiner Lebensweise eine Zufriedenheit darüber, dass ich schädliches Verhalten meide und gut mit mir und mit meiner Umwelt umgehe.

Wir sind mehr als Konsument_innen

Doch es bleibt ein großer Sockel an klimaschädlichen Vorgängen, die ich als Individuum in meiner Rolle als Konsumentin auch durch noch so engagierte Lebensführung nicht verhindern kann. Dafür müssen wir unser Verständnis über unsere Wirksamkeit erweitern: Wir sind mehr als Konsument_innen. Wir sind Mitglieder einer Gesellschaft.

In dieser zweiten Rolle können wir uns zusätzlich einbringen, indem wir unüberhörbar thematisieren, dass uns nur noch ein kleines Zeitfenster von wenigen Jahren bleibt (Umweltbundesamt, 2021), um unsere Gesellschaft, unser Wohnen, unsere Mobilität, unsere Landwirtschaft und unsere Lebensweise so anzupassen, dass wir das verbleibende CO2-Budget nicht überschreiten.

Jenny auf der Bühne auf einer Demo mit einem 'Climate Justice' Banner im Hintergrund

Nur noch die nächste Bundesregierung kann die entscheidenden Weichenstellungen vornehmen, um Deutschland auf den Pfad für 1,5° C zu bringen. Und wir alle merken, was 1,1 Grad Erderwärmung bereits für Folgen im Alltag bei uns und überall auf der Welt haben. Wir merken, wie dringlich es ist, endlich an der positiven Version unserer Zukunft zu arbeiten. Deswegen habe ich mich entschieden, Personen, die bereits seit Jahren unermüdlich die Klimakrise gegenüber der Politik und der Wirtschaft thematisieren, helfend zur Seite zu stehen.

Durch die Klimagerechtigkeitsbewegung wurde mir erst so richtig klar, dass eben nicht wir Individuen allein, sondern nur wir als Gesellschaft gemeinsam die Kraft haben, die Erderhitzung auf einen für uns Menschen geeigneten Temperaturbereich zu beschränken. Nur gemeinsam können wir unsere Trägheit bzw. unsere Fähigkeit, die Bedrohung auszublenden, überwinden und uns neue Maßstäbe für unser Leben auf der Erde geben.

Und wie kann man die Klimagerechtigkeitsbewegung unterstützen, unüberhörbar für Politik und Wirtschaft zu sein?

Wir alle sind Teil dieser Gesellschaft mit einer Vielzahl von z. T. konkurrierenden Einstellungen und Werten. Um die Klimagerechtigkeitbewegung innerhalb der Gesellschaft voranzubringen und einen Wandel zu bewirken, ist es nicht nur wichtig wie viele Personen an der Bewegung teilnehmen oder wie die Gruppen organisiert sind. Wichtig ist vor allem die gemeinsame Wertebasis und die Bereitschaft der einzelnen Akteure, hierfür einzutreten und zu handeln!

Begonnen hat Fridays for Future (FFF) mit Schüler_innen und Student_innen. Doch schon längst sind viele weitere For Future (4F)–Gruppen aus allen Teilen der Gesellschaft entstanden. Sie unterstützen die Forderungen von FFF und setzen sich in ihrer jeweiligen Sphäre für ein Um- und Neudenken ein:

Es gibt Omas4F, Vegans4F, Filmmakers4F, Health4F, Artists4F, Parents4F, Sports4F, Scientists4F und noch so viele mehr. Ebenso kommen in vielen verschiedenen Städten Deutschlands Ortsgruppen zusammen, um Ideen auszutauschen und Aktionen durchzuführen. All diese Gruppen wirken mit Kreativität, Engagement und Liebe daran mit, dass die Politik hör- und sichtbar aus allen Teilen der Gesellschaft zu einer wirksamen und ambitionierten 1,5 Grad Politik aufgefordert wird.

Teil der Lösung der Klimakrise sein

Als Teilnehmerin auf verschiedenen Klima-Demonstrationen habe ich mich eines Tages zu dem Organisationsteam durchgefragt. So bin ich bei Berlin 4 Future gelandet. Eine Runde aus Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen, Berufen und Talenten. Sie kommen für das eine Ziel zusammen: einen Beitrag zu leisten für die Möglichkeit, dass wir das Ruder als Menschheit noch herumreißen können, Teil der Lösung der Klimakrise zu sein.

Und dafür sind wirklich alle Arten von Arbeit gefragt: Vernetzung in der Klimabewegung, digitale Bildgestaltung, Bühnenaufbau, Organisation, Lastenradtransport, Moderation, Social Media, Tontechnik, Pressearbeit, Filmaufnahmen, Bannergestaltung und so viele mehr.

Als Beispiel soll die letzte Aktion von Berlin 4 Future (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes) dienen: der Klimamontag am 6. September am Brandenburger Tor. Wir konnten Claudia Kemfert als Rednerin gewinnen, die mit fundierten und eindringlichen Botschaften („Was aus unserem Planeten wird, liegt in unserer Hand.“) den Weg der notwendigen Transformation skizzierte. Bodo Wartke umrahmte die Kundgebung musikalisch mit eigens für die Klimabewegung komponierten Songs. Wer diese beiden, sowie die Vernetzung der unterschiedlichsten Initiativen wie „Ohne Kerosin nach Berlin“ oder Schwarm4Future sehen möchte, kann den Livestream nachträglich anschauen.